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Freitag, 22. März 2013

Phnom Penh und die krasse Vergangenheit Kambodscha's

Am nächsten Morgen, mittlerweile der 13.03.13 ( ja, wir sind n bisschen im Verzug.. ), wurden wir von einem Bus abgeholt und zur Busstation gebracht. Dort wartete schon der nächste "VIP"-Bus auf uns.
Wenn man sich mal überlegt mit wie vielen VIP-Bussen wir schon fahren durften, fühlt man sich eher wie im Pauschalurlaub. Wobei hier vermutlich auch jeder Trecker ein VIP-Trecker ist, sobald er über eine Klimaanlage verfügt. Klimaanlage kann in diesem Fall allerdings auch lediglich ein Schlitz in den Armaturen bedeuten!
Also rein in den diesmal durchaus angenehmen VIP-Bus und los ging die 6,5 Std. lange Fahrt. Auch hier wieder vorbei an kleinen Hütten, vielen Reisfeldern und vielen Flüssen und Seen.
Trotz verspäteter Abfahrt erreichten wir Phnom Penh wie vereinbart am Nachmittag. Von einem der bereits in Scharen wartenden Tuk Tuk's zum Hotel gebracht und eingecheckt.

Phnom Penh ist die Hauptstadt von Kambodscha und hat eine sehr traurige Vergangenheit.
Vor erst 38 Jahren marschierten hier an einem Tag im April die Soldaten der "Roten Khmer" ein. Die Khmer sind die wichtigste Ethnie in Kambodscha und stellen mit 12 Mio. Einwohnern über 86% der Bevölkerung von Kambodscha dar. Die "Rote Khmer" war jedoch eine große militante Gruppe Kambodschaner unter der Führung "Pol Pot's". Dessen Ziel war es, die Gesellschaft mit Gewalt in einen Agrarkommunismus zu überführen, unter denen alle Bürger Bauern sein sollten. Die Städte wurden 1975 von heute auf morgen zwangsgeräumt, alle Bewohner mussten ihre Häuser verlassen und meist hunderte Kilometer entfernt in Dörfern als Bauern weiterleben. Alle, die zuvor im entferntesten etwas mit der Regierung zu tun gehabt hatten, wurden erschlagen, ebenso wie alle angeblichen Intelektuellen. Ob Lehrer, Ärzte, Professer, Studenten, es reichte schon wenn jemand nur eine Brille trug.
Die Personen wurden zu sog. Killingfields gebracht und dort auf wirklich abartige Weise umgebracht. So wurden zB Babys an den Beinen genommen und bis zum Tod gegen einen Baum geschleudert.
Natürlich gab es auch Gefägnisse in denen Personen gefoltert und umgebracht wurden, so wie dem "S2" in Phnom Penh.
1978 wurde die Schreckensherrschaft durch die Vietnamesen beendet und Pol Pot flüchtete ins Exil nach Thailand, wo er noch viele Jahre leben durfte..
In den 3 Jahren starben 2 Mio. Kambodschaner, ein Viertel der gesamten Bevölkerung! Man schätzt die Hälfte durch Hinrichtung und die andere Hälfte durch fehlende Nahrungsmittel.
Hier in Phnom Penh begann alles. Hier befindet sich auch das Gefängnis "S21" sowie eines der größten von insgesamt 300 Killingfields.

An unserem Ankunftstag erkundeten wir die Stadt noch ein wenig zu Fuß. Unser Hotel lag sehr nah am Fluß, welcher sich einmal durch die Stadt schlängelt. Es gibt hier eine sehr schöne Promenade mit vielen Bars und Restaurants.









Am 2. Tag besuchten wir dann das "S21" sowie das in der Nähe liegende Killingfield.
Von unserem Tuk Tuk Fahrer wurden wir quer durch die Stadt gefahren, wobei man auch mal gut die andere Seite Phnom Penh's sehen konnte. Statt Prunk und modernen Hochhäusern gabs Sandstraßen und heruntergekommene Wellblechhütten.





Am Killingfield angekommen, bekamen wir ein deutschsprachigen Audioguide. Es wurde viel über die Herrschaft Pol Pot's und der "Roten Khmer" erzählt. Man hörte Zeugenaussagen und Interviews mit ehemaligen Soldaten. Auf diesem Killingfield wurden anfänglich täglich 20-30 Personen, egal ob Männer, Frauen, Kinder oder Babys, ermordet. Da Pol Pot's Verfolgungswahn und die Angst vor Verrätern stetig stieg, erhöhte sich die Zahl der Opfer bald auf 300/Tag! Weil Munition zu teuer war, wurden die Opfer mit Äxten, Bambusstöckern, Sicheln, Rohrstöcken u.ä. erschlagen. Obwohl nicht alle sofort tot waren, wurde anschließend Gift über die vermeintlichen Leichen gesprüht, um den Geruch zu minimieren.





Den ganzen Tag und die Nacht lief schallende Musik und Parolen. Nachts mehr um die Schreie der Sterbenden zu übertönen, tagsüber um irgendwelche Parolen zu publizieren.
Es war wirklich ein bedrückendes Gefühl, sich genau an diesem Ort zu befinden. Vorallendingen weil es noch nicht sehr lange her ist!


...der Baum, an dem die Babys starben...










Weil wir heute die volle Dröhnung bekommen sollten, ging es anschließend zum berüchtigten Gefängnis "S21".
Viele Opfer, auch hier wieder u.a. Kinder, wurden erst hier im Gefängnis gehalten, bevor sie zum Killingfield gebracht wurden.









Im Gefängnis gab es diverse Foltermethoden, um den Gefangenen teils irrwitzige Geständnisse zu entlocken. So haben mehrere Gefangene nach der Folter zugegeben, für die CIA oder den russischen Geheimdienst KGB gearbeitet zu haben, obwohl sie meist nur einfache Ladenbesitzer oder Marktverkäufer gewesen waren.








Nach diesen beiden schockierenden Erlebnissen führen wir zurück ins Hotel, verdauten erstmal alles bei nem Essen und buchten anschließend das Busticket weiter nach Vietnam, genauer in den Süden nach Ho-Chi-Minh.
Abends sind wir dann nochmal feiern gegangen, schließlich muss auch das Nachtleben jeder Stadt erlebt werden!



Demenstprechend hieß es am nächsten Tag chillen und relaxen. Großartige Aktivitäten, die uns reizten, gab es sowieso nicht mehr, also wurde der letzte Tag in Phnom Penh ein reiner Ruhetag.
Am nächsten Tag, dem 16.03., ging es per VIP-Bus weiter nach Vietnam.

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